Max Freund
Adieu Tristesse (Verzeichnis einiger Verluste)
14 October – 29 November 2025
Franz-Josefs-Kai 3/16, 3. Stock
1010 Wien
Öffnungszeiten
Mi – Fr 12 – 18 Uhr
Sa 12 – 16 Uhr
An Feiertagen geschlossen




In der Ausstellung Adieu Tristesse (Verzeichnis einiger Verluste) widmet sich der Wiener Künstler Max Freund (*1992) Fragen von Vergänglichkeit, Erinnerung und Erneuerung. Der Titel verweist zugleich auf Paul Éluards gleichnamiges Gedicht wie auf Judith Schalanskys Buch, das das Verschwinden von Dingen, Orten und Geschichten als produktiven Ausgangspunkt begreift. Für Freund bilden diese beiden literarischen Bezugspunkte den Ausgangspunkt für eine Reflexion, die sich in Malerei, Collage und Installation niederschlägt.
Seine künstlerische Praxis begreift Malerei als ein offenes Feld, um die conditio humana zu untersuchen. Bilder entstehen für ihn aus der Beobachtung von Kultur: aus Kunstgeschichte und Popkultur, aus subkulturellen Strömungen, aus Musik und Büchern, ebenso wie aus persönlichen Archiven und Alltagssituationen. In ihnen spiegeln sich soziale Fragilität, Abhängigkeit und Entfremdung, aber auch Gemeinschaft und geteilte Erfahrungen. Gerade diese Ambivalenz, zwischen Nähe und Distanz, Vertrautheit und Fremdheit, prägt Freunds Bildwelten. Sie erscheinen oft rätselhaft und offen, als Erzählungen, die uns niemals vor rationale Erklärungen stellen und sich mit abgegrenzten Bedeutungen zufrieden geben.




Für Collectors Agenda entwickelt Freund die Serie Skulptur im Park (2025). Die zehn Öl- und Collagearbeiten auf Holz (je 40 x 30 cm) knüpfen an eine frühere Reihe an, rücken jedoch die haptische Qualität stärker ins Zentrum. Pastose Farbmassen, reliefartige Oberflächen und collagierte Stoffe lassen Bilder entstehen, die je nach Lichtsituation wie Dioramen wirken. Im Mittelpunkt steht nicht die einzelne Figur, sondern eine überlagerte Anordnung von abstrakten Objekten und Situationen, die in einem imaginierten Park in Beziehung zueinander treten.
Der Park fasziniert den Künstler als sozialer wie visueller Ort. Er ist weder privat noch beruflich besetzt, sondern ein demokratischer Raum, der allen zugänglich ist und soziale Unterschiede in den Hintergrund treten lässt. Hier begegnen sich Menschen, Skulpturen, Bäume, Spielgeräte oder architektonische Elemente auf Augenhöhe. In den Gemälden erscheinen sie als gleichwertige Akteure, die gemeinsam das Bildgeschehen bevölkern. Damit eröffnet die Serie einen Blick auf den Park als Möglichkeitsraum, in dem Gemeinschaft und Individualität, Erinnerung und Gegenwart ineinandergreifen.



Neben dieser Edition zeigt die Ausstellung außerdem großformatige Leinwände sowie eine Stoffinstallation, die den Ausstellungsraum erweitert. Gemeinsam bilden sie ein Ensemble, das Freunds Auseinandersetzung mit Materialität, Zeit und Vergänglichkeit in unterschiedlichen medialen Registern erfahrbar macht.
Mit Adieu Tristesse (Verzeichnis einiger Verluste) macht Max Freund deutlich, dass Malerei nicht nur ein Archiv des Verschwindens ist, sondern auch ein Medium, in dem sich Gegenwart immer wieder neu zusammensetzen lässt. Denn wie Judith Schalansky in Verzeichnis einiger Verluste (2018) schreibt: „Die Erde selbst ist bekanntlich ein Trümmerhaufen vergangener Zukunft, und die Menschheit die bunt zusammengewürfelte, sich streitende Erbengemeinschaft einer numinosen Vorzeit, (...) so dass entgegen landläufiger Annahme nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit den wahren Möglichkeitsraum darstellt. Gerade deshalb gehört ihre Umdeutung zu den ersten Amtshandlungen (…).“

Text: Livia Klein
Fotos: Florian Langhammer
Portraitfoto: Maximilian Pramatarov