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Tyler Mallison, London

In the Studio

»Künstler zu sein bedeutet Fragen zu stellen und sich seiner individuellen künstlerischen Entwicklung des Hinterfragens und Entdeckens treu zu bleiben.«

In einer Kombination von Medien verleiht Tyler Mallison einem "unklaren Raum" Form, der gekennzeichnet ist von Spuren des Flüchtigen und Handlungen, die das Medium der Zeit, des Körpers und der Bewegung einführen. Im gesamten Werk liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf Materialität, digitaler Vermittlung und dem erweiterten Feld der Malerei.

Tyler, wie würdest du deine Arbeit für jemand beschreiben, der dich noch nicht kennt? Welche Aspekte machen deine künstlerische Arbeit aus?
Das ist ja gleich die 1 Million Euro-Frage! Ich wünschte, dass ich einfach mit „Ich bin Maler” antworten könnte, aber meine Arbeit ist ziemlich ambitioniert und multidisziplinär. Es geht mir um bestimmte Ideen und darum, verschiedene verarbeitete Materialien zu untersuchen und zu recherchieren. Dabei kommen verschiedene Wissensgebiete zum Tragen wie Konsumverhalten, Philosophie, Psychologie, Semiotik, Wissenschaft und digitale Technologien. Themen wie Begehrlichkeit, Richtungsweisung und Dissonanz sind für mich ganz zentral, und besonders interessieren mich Aktionen, die Zeit, den menschlichen Körper und Bewegung als Medium nutzen. Meine Arbeit nimmt stark Bezug auf Materialität, digital gestützte Vermittlung und das erweiterte Feld der Malerei. Ich versuche meine Arbeit eigentlich nicht wirklich zu „erklären”. Das hinterlässt bei mir immer ein Gefühl der Unzufriedenheit. Im Gegenteil zur kommerziellen Welt lässt die Kunst Raum für Mehrdeutigkeit.

Wann war eigentlich der Moment als du den Drang verspürt hast Kunst zu schaffen?
Wahrscheinlich schon als ich vier Jahre alt war. Sobald ich die Grundlagen für mich entdeckt hatte wie man Bilder und Objekte schafft hat es mich nicht mehr losgelassen. Ich bin sehr zufrieden für Stunden in mich gekehrt zu sein und vor mich hin zu experimentieren und meiner Vorstellungskraft nachzuhängen. Das war definitiv schon der Fall als wir uns damals in San Francisco getroffen haben. Zu der Zeit habe ich mich sehr aufs Malen konzentriert und meine fotografischen und digitalen Zeichenfähigkeiten weiter zu entwickeln. Damals merkte ich für mich, dass ich einfach nicht mehr zufrieden sein würde ohne mehr aus meiner Kunst und meinem hyperaktiven Verstand zu machen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht, was das für mich bedeutete oder wohin es mich führt.

Du hast zunächst Chemie und vorklinische Medizin an der Northwestern University in Chicago studiert, dann ein Austauschjahr am Kings College in London verbracht – beides ein sehr anspruchsvolles akademisches Umfeld. Dann ist irgendwas mit dir „passiert”...
Die Freiheit, die vielen Eindrücke, und die schiere Vielfalt Europas, die ich hier erlebte, haben mich in ihren Bann gezogen. Ich begann auch zu erkennen, dass ich mein Leben und dessen Richtung selbst in die Hand nehmen konnte. Nach meinem Studienabschluss bin ich deshalb sofort nach Europa zurück und habe ein weiteres Jahr damit verbracht, London, Venedig und Perugia besser kennen zu lernen, bevor ich in die USA zurückkehrte.

Du bist dann an der Westküste gelandet und hast ein Leben als Stratege begonnen. Warum hast du eigentlich nicht gleich eine Route eingeschlagen, die dich näher an die Kunst gebracht hat?
Zu der Zeit war ich vor allem damit beschäftigt heraus zu finden, wie ich auf eigenen Beinen stehen konnte und war darauf aus, neue Erfahrungen zu machen. Es war eigentlich eher Zufall, dass ich zu der damals noch recht neuen Disziplin die sich „Branding” nannte kam, aber ich habe gleich erkannt, dass meine Neugier und mein Interesse geweckt war. Das fühlte sich zu dem Zeitpunkt für mich recht selbstverständlich und intuitiv an, mich mit Konsumentenwünschen und Markenidentität zu beschäftigen. Ich verstand mich zwar immer noch selbst als Künstler, aber ich glaubte noch nicht recht daran, dass ich schon so weit war, um diesen Weg ernsthaft einzuschlagen.

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Du bist vor 10 Jahren nach Großbritannien zurückgekehrt, um deinen Master am renommierten Central Saint Martins College of Art and Design zu machen. Danach hast du dich aber weiterhin mit Branding und Innovations-Themen beschäftigt und später in dem Bereich auch dein eigenes Unternehmen gegründet. Was war dann der zündende Moment, in dem du dich am Ende doch dazu entschieden hast, mehr Zeit für deine Kunst zu verwenden?
Es war einfach ein starkes Gefühl in mir – wie der Druck bei einer Espressomaschine, der sich über einen längeren Zeitraum aufbaut und dann irgendwann raus möchte. Die Entscheidung, sich derart zu verändern fiel nicht leicht, aber sie war absolut notwendig, den ich wusste, dass er der einzige Weg für mich nach vorne war.

Gibt es denn einen bestimmten Prozess wenn man Künstler werden will, eine Art entscheidenden Moment, in dem du plötzlich allen sagst: „Ihr habt mich als Strategen kennen gelernt, aber ich bin eigentlich Künstler.” Wie schafft man diese Veränderung in der Wahrnehmung im eigenen sozialen Umfeld? Es muss sich ein doch bisschen wie ein Coming Out anfühlen…
Es ist auf gewisse Weise ein Coming Out. Und es ist das Ergebnis gründlicher Selbstanalyse und einem erhöhten Bewusstsein seiner selbst. Für mich fühlte sich das ganz natürlich an, was mich gleichzeitig beruhigte.

Wir befinden uns in Londons Westland Place Studios, einer ehemaligen Tabakbeutel und Pfeifen-Fabrik, im Stadtteil Hoxton, wo eine der ältesten und etabliertesten Künstlergemeinschaften nahe der Old Street angesiedelt ist. Wann hast du dich der Atelier-Gemeinschaft angeschlossen, und was schätzt du so sehr an diesem Ort?
Ich bin im Juni 2015 dazu gestoßen. Es war eine echte Bereicherung für meine Arbeit. Das Gebäude selbst ist schon etwas Besonderes. Es ist eine ganz eigene Welt mitten im belebten zentralen Raum Londons, der sich täglich rasant weiter entwickelt. Ich schaue gerne auf die ununterbrochenen Bauarbeiten und die Wolkenkratzer, die überall um uns herum hochgezogen werden.

Nimmst du eigentlich immer noch Aufträge für strategische Planung und Design an?
Die laufenden Kosten für Arbeitsraum, die Produktion und den Lebensunterhalt sind unglaublich hoch. Als Londoner Künstler bedeutet das nicht selten, nebenher anderen Tätigkeiten nachgehen zu müssen. Ich schätze mich glücklich, dass ich ein Alter Ego habe, das es mir gestattet mich in interessante Themen einzuarbeiten, regelmäßig zu reisen, und dabei ständig neue Denkweisen kennenzulernen und im Austausch mit Anderen zu stehen. Es hilft mir auch, eine gewisse Freiheit für meine Arbeit zu erlangen, da ich in meiner Kunst keinen wirtschaftlichen Zwängen unterworfen bin.

Wie lassen sich eigentlich die unterschiedlichen Seiten deiner Tätigkeit miteinander vereinbaren? Im Branding zu arbeiten und als Künstler tätig zu sein muss sich doch wie zwei verschiedene Welten anfühlen, die ständig um deine Zeit, deine Aufmerksamkeit, und deine Gehirnwindungen, konkurrieren.
Das ist tatsächlich eine echte Herausforderung, und es kommt dabei manchmal zu kognitiven Dissonanzen. Aber ich bin zufällig sehr an dem Phänomen psychologischer Spannung interessiert. Ich versuche deshalb diese mentalen Umstände auf konstruktive Weise in meine Arbeit zu übernehmen.

Was bedeutet es für dich heutzutage Künstler zu sein?
Wie bei Vielem fällt die Antwort nicht eindeutig aus. Künstler zu sein bedeutet für mich jedenfalls, Fragen zu stellen und sich seiner individuellen künstlerischen Entwicklung des Hinterfragens und Entdeckens treu zu bleiben. Es bedeutet für mich auch, ungewissen Räumen durch persönliche Wahrnehmung Form zu geben.

Hat sich die Kunstwelt in den letzten Jahren aus deiner Sicht verändert?
Die größte Veränderung ist die erhöhte Sichtbarkeit, die die Kunstwelt inzwischen genießt – und natürlich ihr gestiegener wirtschaftlicher Wert. Es hat sich ein hochanspruchsvoller internationaler Kunstmarkt um den Künstler entwickelt, dessen Wert man 2014 auf fast € 50 Milliarden schätzte. Der größte Anteil dieses Wertes bezieht sich auf einen kleinen Kreis von Künstlern und Galerien. Als aufstrebender Künstler die entsprechende Unterstützung und Gelegenheiten zu erhalten sich zu präsentieren, ist eine echte Herausforderung. Die digitale Welt nimmt hier in gewissem Maße eine demokratisierende Rolle ein, denn sie schafft eine Plattform um Kunstwerke virtuell zu teilen und produzieren. Dieses Phänomen habe ich übrigens auch in einigen meiner Projekte untersucht.

Du verwendest verschiedene Materialien und Medien in deiner Kunst – darunter Fotografien, Textilien, Pigmente und digitale Technologien. Wie hat sich die Wahl deiner künstlerischen Medien im Laufe der Zeit verändert?
Ich wähle meine Materialien danach aus, wie aussagekräftig sie für das Werk sind. Das kann zum Beispiel die dem Material oder dem Gegenstand eigene Beschaffenheit sein, sein Bezugsfähigkeit zum menschlichen Körper, seine semiotische Assoziationen, oder eine andere unterschwellige Aussagekraft. Konfektionskleidung als Medium einzusetzen hat sich aus meinem wachsenden Interesse an Materialität heraus entwickelt. Kleidung erzählt viel über Identität, die eigene Inszenierung und die persönliche „Zur-Schau-Stellung”. Aus formaler Sicht schien es mir auch ein natürliches Medium zu sein, um das Feld der Malerei zur ergänzen und einen Gegenpol zum Digitalen, zum Kontrollierten und Systematischen darzustellen.

Deine Werkserie Shadow of my Former Self (2013) hat bei uns einen besonderen Eindruck hinterlassen. Sie vermittelt eine gewisse Mehrdeutigkeit und vielleicht auch so etwas wie Melancholie. Sie besteht aus großen fotografischen Pigmentdrucken, aus Videos und animierten .gifs, die dem Betrachter nur per Smartphone oder Tablet zugänglich sind. Was hat dich zu dieser Arbeit bewegt?
Das Projekt war für mich etwas sehr Persönliches und Intuitives. Ich entschied mich, dafür mit Kleidung, die ich aus meiner eigenen Garderobe aussortiert hatte und meinem eigenen Körper zu arbeiten. Es hatte mich schon bei Project Wardrobe (2005) interessiert, was diese sehr persönlichen Objekte eigentlich bedeuteten – Identität, Auswahl, Konsumverhalten und Manipulation am eigenen Image – und ich wollte untersuchen, was passieren würde, wenn ich diese äußere Hautschicht abstoßen würde, was sozusagen den Tod meines früheren Ichs bedeuten würde. Leute reagieren oft auf die Arbeit. Ich frage mich, ob sie den Betrachter vielleicht auf einer unterbewussten, urinstinktiven Ebene erreicht. Die Arbeit selbst ist ein dynamischer meditativer Prozess, sowohl das Wesen als das Objekt befinden sich in einem Zustand ständiger Veränderung. Was mich dabei stark interessiert, ist die fast schon klassische Qualität die sich aus den Kompositionen ergibt, die an formale Portraits oder an Stillleben erinnert, die aber eigentlich das Ergebnis einer spontanen und vergänglichen Aktion ist.

Eine andere Arbeit, die fasziniert ist Accidental Sushi (2014). Kannst du erzählen, was dich dazu veranlasst hat, riesige Stofftieren ähnliche Sushi-Rollen zu fabrizieren?
Ich kann dir versichern, dass ich, als ich das Projekt begann, nicht die Absicht hatte, einfach nur „Riesen-Sushi” zu machen. (lacht) Accidental Sushi ist die Quintessenz einer Untersuchung unserer zeitgenössischen Kultur, der ein Erlebnis im Bus M29 in Berlin voran ging, das ich mit einem norwegisch-deutschen Künstler namens Yngve Holen (Gewinner des Ars Viva Preises 2014-15) hatte. Die Arbeit stellt das Banale und das „Alltägliche” an den Anfang, was von einem erbärmlichen Sandwich verkörpert wird, und rückt unseren Fetisch des Exotischen ins Bewusstsein. Der Werktitel spielt mit dem Word „okzidental” (abendländisch) und bezieht sich sowohl auf die Reise von Ost nach West als auch auf einen Insider-Witz über den Unfall (Engl. accident), den wir unterwegs mit dem Bus hatten – Krankenwagen, Feuerwehr, alles war im Einsatz. Es ist wahrscheinlich ein gutes Beispiel, wie völlig verschiedene Medien und gefundene Materialien in mein Denken einfließen – dazu gehören bestickte Tragetaschen, Arbeitshandschuhe, Schaum, Haushaltsschwämme, Mikrofasern und Papier genauso wie eine gewobene Strandmatte, Backstein, fluoreszierende Glühbirnen, gedruckter Text und natürlich frisch gebackene Brotlaibe!

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Ganz klar spielen Kleider und lose Materialien eine Schlüsselrolle in deiner Arbeit, wie auch erst wieder in deiner Arbeit Prime Arcadia, die du im Engine Room im AWOL Studios Gallery & Project Space in Manchester ausgestellt hast. Was fasziniert dich eigentlich so sehr an Kleidung?
Es ist eine Kombination der rohen Stofflichkeit mit dem vermittlerischen Aspekt dieser Materialien. Ich fühle mich angezogen von physischen Eigenschaften wie Farbe, Textur, Oberfläche und Schnitten, die „real” sind und die komplexen industriellen und kommerziellen Systeme, die nicht der Hand des Künstlers entspringen. Prime Arcadia war eine ganz bewusste Weiterentwicklung gegenüber Altkleidern, die ja eine persönliche Geschichte in sich tragen, hin zu einem offenen Feld von ungenutzten Möglichkeiten und Potenzialen, die diese „neuen” Textilien verkörpern, die ja in allen möglichen Größen, Schnitten und Farben erhältlich sind. Ich habe ganz einfache „Wegwerf”-T-Shirts von Primark verwendet – das Wortspiel spiegelt sich im Werktitel – da sie den kleinsten gemeinsamen Nenner bei industriell gefertigter Kleidung darstellen und die Marke für ihre unendliche Farbauswahl bekannt ist. Jedes Shirt mit einem neuen saisonalen Pantone-Wert wird zu einer neuen Farbe in meiner eigenen Farbpalette. Außerdem kosten sie nur £2 und werden in Asien hergestellt, was eine weitere interessante Informationsebene aufspannt, bei der es um Themen wie Nutzen, Globalisierung, Fortbewegung und Migration geht.

Holzpaletten sind noch so ein Material, das in deiner Arbeit immer wieder vorkommt…
Ja, das stimmt. Paletten sind ein allgegenwärtiges konstruktivistisches Medium, das für sich Null Wert besitzt. Man kann sie an jeder Straßenecke finden und übersieht sie doch ständig. Sie helfen mir ein fast schon unsichtbares Netzwerk globaler Ströme und endloser Permutation auszudrücken. Dadurch, dass ich diese Objekte ihrem jeweiligen Referenzrahmen entnehme, verlieren sie ihre Funktionalität, zu der sie bestimmt sind und konfrontieren den Betrachter mit neuen Fragen.

Du scheinst Installationen gegenüber Kunst an der Wand vorzuziehen. Und wenn man deine Kunst tatsächlich einmal hängen kann, dann nimmt sie oft Bezug zu Elementen im Raum. Kann man das so sagen?
Zu einem gewissen Grad stimmt das. Ich denke eher in Projekten oder im Sinne von größeren Werken, die viele Facetten haben können. Es sind also mehrere Komponenten, die eine Idee zu dem machen, was sie ist. Für mich ist es daher wichtig, wie diese Kunstobjekte ineinander greifen, um einen Gesamteindruck für den Betrachter zu schaffen. Es gibt dennoch einzelne Arbeiten, die auch außerhalb dieses Rahmens für sich stehen können. Aber ihre erstmalige Präsentation und ihr Kontext spielen für mich immer eine Schlüsselrolle.

Die großen Dimensionen und der Installations-Charakter viele deiner Arbeiten machen es nicht gerade leicht sie zu sammeln, es sei den man ist ein bedeutender Sammler mit eigener Präsentationsfläche. Sind Überlegungen wie diese für deine Arbeit denn wichtig?
Nein, ich denke nicht über solche Einschränkungen nach wenn ich arbeite – wenn überhaupt schraube ich meine eigene Vision herunter und muss mich aus ganz praktischen Gründen wie dem Platz, der mir zum Arbeiten und für Lagerung zur Verfügung steht, einschränken. Ich habe letztes Jahr eine Doku über Anselm Kiefer gesehen und war beeindruckt von den Dimensionen seiner Arbeitsräume. Eine große alte Fabrik oder eine Lagerhalle, um Materialien und Aufbauten aufzubewahren, wäre ein Traum. Meine Ambition ist es weiterhin Projekte größeren Ausmaßes zu verfolgen, daher suche ich zunehmend Kontakt zu Sammlern und Institutionen, die wie ich an der Produktion und Installation von großdimensionierten Arbeiten interessiert sind? Irgendwelche Ideen? (lacht)

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Wer sammelt deine Arbeiten?
Bislang wurden die meisten Arbeiten in Project Spaces und von Künstlern organisierte Ausstellungsräumen gezeigt, in denen der Fokus nicht so stark auf dem Verkauf lag. Daher ist der Stamm meiner Sammler momentan noch gering. Einige Arbeiten befinden sich aber bereits in Privatsammlungen in Europa und den USA.

Was lässt Menschen deiner Meinung nach Kunst kaufen?
Ich würde mir wünschen, dass sich ein Sammler von einer künstlerischen Praxis oder einem bestimmten Werk angezogen fühlt, dass es ihn zum Nachdenken anregt – etwas, das er relevant oder bedeutend für den Diskurs empfindet, der ihn persönlich interessiert oder das seine Sammlung bestimmt.

Fasziniert dich Sammeln auch persönlich, und was sammelst du genau?
Ich bin definitiv der geborene Sammler und ich habe viele verschiedene Sammlungen – Möbel aus der Mitte des Jahrhunderts, dekorative moderne Keramik, Kleidung, Steine, Holzpaletten – aber auch Druckerzeugnisse wie Illustrationen, Branding und Fotografien. Die Liste an Dingen, die ich sammle, wächst ständig. Oft beginne ich eine neue Sammlung, wenn ich neue Gedanken anstelle und Ideen weiter entwickle. Wieder einmal ist dabei meine größte Einschränkung der Platz.

Du warst 2015 ziemlich beschäftigt mit einer ganzen Reihe von Ausstellungen. Welche ist dir in besonderer Erinnerung?
Summerville in Wilmersdorf war eine überwältigende Ausstellung in Berlin in einer riesigen, leer stehenden Wohnung aus den Zwanziger Jahren, die von einer wirklich tollen Künstlergruppe bespielt wurde. Ich begegnete der Künstlerin Michaela Zimmer, die übrigens bei der Fold Gallery in London vertreten ist, eher zufällig. Sie lud mich ein, an der Ausstellung teilzunehmen. Es war eine dieser Situationen, die sich aus einer ganz lockeren Unterhaltung bei einer Vernissage in Berlin ergab. Wir stellten bald ein gegenseitiges Interesse an unserem Werk fest. Ich stellte in Wilmersdorf eine „virtuelle” Arbeit aus, die ich schon länger einmal zeigen wollte – die .gif Serie von Shadow of My Former Self. Sie wurde gemeinsam mit einer neuen Werkreihe von monochromen A4 Drucken gezeigt. Ich war sehr zufrieden mit dem Rahmen, den die Ausstellung der Arbeit bot, die doch einen sehr vergänglichen und flüchtigen Charakter hat.

Woran arbeitest du gerade?
Wie immer habe ich eine Reihe von Projekten parallel am Laufen. Ein Projekt, an dem ich vor allem arbeite, heißt Arcadian Algorithms, das multimedial, aber auch stark angelehnt an die Malerei, angelegt ist. Deshalb verbringe ich momentan recht viel Zeit im Atelier mit Malen. Ich habe auch die Renovierung und den Umbau meines Ateliers in Angriff genommen, was keine leichte Aufgabe war. Mir ist mein Arbeitsraum aber unheimlich wichtig, daher war es die Zeit und die Energie, die ich hierauf verwendet habe, allemal Wert. 

Sind denn aktuell irgendwelche Ausstellungen geplant, bei denen deine Arbeit gezeigt wird?
Ich habe gerade die Artworks Open in London hinter mir, die jedes Jahr von Gastkünstlern kuratiert und vom Barbican Arts Group Trust organisiert wird. Außerdem lief noch die Schau What You Want Show 2 bei Melkweg in Amsterdam. Gleichzeitig erhielt ich eine Berichterstattung über Progression – ein Teil meines Projekts Prime Arcadia – vom niederländischen Kunstmagazin Platform Platvorm. Zum Jahresende war also einiges los. Ich plane gerade verschiedene Ausstellungen, die in diesem Jahr stattfinden sollen. Stay tuned…

Interview: Florian Langhammer
Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Tyler Mallison

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