En

Thilo Jenssen »Smooth Operator«

Ausstellungen

»Smooth Operator«

Der Titel der Ausstellung mit Thilo Jenssen, Smooth Operator, knüpft an die Werkserie Stabile Zustände an, eine Kompilation unterschiedlichster Abbildungen der „stabilen Seitenlage“, und basiert auf einem medizinischen Handbuch von 1975, aus dem er Bilder von Erste-Hilfe-Maßnahmen fragmentarisch herausnimmt und durch selektive Ausschnitte intime und teilweise groteske Momente erzeugt. Der ursprünglich didaktische Zweck dieser Abbildungen wird von Jenssen somit überschrieben, was eine Neucodierung der angeeigneten Zeichen darstellt. Die UV-Druckverfahren bedruckte Metallplatte ist zusätzlich an vereinzelten Stellen durchbohrt, wodurch einerseits ihre Materialität betont wird und gleichzeitig Assoziationen mit Markierungen oder Akkupunktur geweckt werden.

06 thilo jenssen smooth operator fjk3

Der Titel Smooth Operator ist dem gleichnamigen Song von Sade aus 1984 entliehen und verweist auf den ausführenden Akteur, der auf den Abbildungen nur peripher zu sehen ist und scheinbar von „Außen“ ins Bild eingreift. Eine Vierkantrohr-Konstruktion mit vorgebohrten Löchern als Rahmen lässt für die Arbeit verschiedenste Formen der Installation im Raum zu – etwa von der Decke hängend, von der Wand im neunzig Grad Winkel hervortretend – ähnlich dem Schild eines Ladengeschäfts –, oder flach an der Wand montiert. In ihrer Körperlichkeit - räumlich wie inhaltlich - kommt Smooth Operator mit anderen Ansätzen in Jenssens künstlerischem System überein und lotet das ambivalente Verhältnis von Halt und Einschränkung, Kontrolle und Unterstützung aus.

10 thilo jenssen smooth operator fjk3
08 thilo jenssen smooth operator fjk3
05 thilo jenssen smooth operator fjk3

Thilo Jenssens (*1984 in Daun, Deutschland) Arbeiten locken mit spiegelnden, glattpolierten Oberflächen in schimmernden, glitzernden, und manchmal changierenden Farben, einer Struktur, die unmittelbar an Screens denken lässt. Seine Paintings sind mit Impulsen der Gegenwart aufgeladen und distanzieren sich so von einer rein historischen Zuschreibung zur Finish Fetish Bewegung, welche in Südkalifornien in den 1960er Jahren aus einem an der Westküste verbreiteten Automobilkult aufkam.

Inspiriert von Einflüssen aus der Pop Art und Alltagskultur versucht Thilo Jenssen mit Lacken, Metallstrukturen sowie ihrem Kontext entrissenen Objekten und Zeichensystemen, neue Bezüge und Leseweisen herzustellen. Der Künstler sieht seine Praxis primär von der Malerei beeinflusst. Diverse Halterungen und Befestigungen lösen seine Arbeiten jedoch oftmals von der Wand und lassen diese eine räumliche und performative Anziehungskraft entwickeln.

01 thilo jenssen smooth operator fjk3
12 thilo jenssen smooth operator fjk3
Th Thilo Jenssen

Text: Florian Langhammer, angelehnt an einen Text von Andrea Kopranovic der Galerie Christine König, Wien
Fotos: Florian Langhammer

Connect with us
Als Subscriber erfahren Sie als erstes von neuen Stories und Editionen und erhalten unser zweiwöchentliches Culture Briefing.